Geschichte der katholischen Kirchengemeinde St. Remigius Bliesen

Reliquie des Heiligen Cuno

Im Hochaltar der Pfarrkirche St. Remigius Bliesen wird eine Reliquie des Heiligen Cuno aufbewahrt. Die Reliquie war 1903 bei den Vorarbeiten zum Neubau der jetzigen Pfarrkirche im Grundstein zum Vorgängerbau aus dem Jahre 1751 in einem Bleigefäß gefunden worden.

Eine ebenfalls beigefügte Bleitafel enthielt eine lateinische Inschrift, die ins Deutsche übertragen lautet: „Im Jahre des Herrn 1751 am 8. Juli wurde diese Kirche wieder aufgebaut, indem den ersten Stein der Hochwürdigste und Hochgeehrte Herr Theobert d’Hame, Abt in Tholey, mit den Reliquien des Heilige Cuno legte.“

Cuno von Pfullingen, von dem hier die Rede ist, wurde etwa 1016 im Schwäbischen geboren. Auf dem Weg nach Trier, wo er das Amt des Erzbischofs antreten sollte, wurde er von Männern des Trierer Stadtvogts Theoderich von Trier gefangen genommen und am 1. Juni 1066 ermordet. Am 25. Juli des gleichen Jahres wurde er in der Abtei Tholey beigesetzt. Hier wurde Cuno neben dem Namensgeber des Klosters, dem Heiligen Mauritius, als Patron und Märtyrer verehrt.

Seit der Französischen Revolution sind die Gebeine des Heilige Cuno verschollen, allein die Bliesener Reliquie hat wohl überdauert. Nach Angaben des Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikons wird in Lothringen vereinzelt noch heute der Heilige Cuno bei Hüft- und Gliederschmerzen sowie bei Erkrankungen von Haustieren angerufen. Der 1. Juni ist gemäß dem Heiligenlexikon offiziell der Tag, an dem des Heiligen Cuno gedacht wird.

Römerstein im Bliesener Turm

Herkules-Darstellung mit stark beschädigter Keule. Der liegend eingebaute Stein ist hier lediglich zur besseren Veranschaulichung stehend dargestellt. Foto: privat

Vermutlich Herkulesdarstellung im Sockel der Kirche verbaut

Vor etwa 800 Jahren hat man ihn errichtet, aber erst jetzt im Jahre 2011 entdeckt, dass im Sockel des Kirchturms von Bliesen ein römischer Stein eingemauert ist. Er zeigt eine Darstellung des Halbgottes Herkules.

Bis dahin hat offenbar niemand darauf geachtet, dass im Sockel der Fassade die ca. 80 x 50 cm große Darstellung einer Götterfigur steckt. „Mir fiel der Stein im Vorbeigehen auf“, erklärte der Restaurator und Vorsitzende des Historischen Vereins zur Erforschung des Schaumberger Landes, Niko Leiß. „Er hatte offensichtlich keine bruchraue Oberfläche, sondern war von einem Bildhauer bearbeitet.“

Erst nach einer Weile des Rätselns wurde klar, dass eine menschliche Gestalt dargestellt ist. Sie ist nur schwer zu erkennen, weil der Stein umgekippt vermauert wurde und die Oberfläche stark verwittert ist. Es ist wahrscheinlich Herkules, in der griechischen Mythologie auch Herakles genannt, der sich auf eine Keule stützt. Das legen Vergleichsbeispiele nahe.

Es handelt sich vermutlich um einen Viergötterstein, auf dem außer Herkules auf den anderen drei Seiten meist Juno, Minerva und Merkur dargestellt waren. Vom Bliesener Stein ist allerdings nur eine Seite zu sehen. Ein ähnlicher Viergötterstein wurde im 19. Jahrhundert in Theley gefunden. Er befindet sich heute im Rheinischen Landesmuseum in Trier, eine Kopie ist im Museum Theulegium in Tholey ausgestellt.

Viergöttersteine dienten meist als Sockel für Jupitergigantensäulen. Diese mehrere Meter hohen Säulen trugen als Bekrönung eine Darstellung des thronenden oder reitenden und Blitze schleudernden Jupiter. Sie waren im 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. hauptsächlich in der römischen Provinz Germania superior etwa zwischen Mosel und Neckar weit verbreitet und oft in der Nähe von Landgütern oder Heiligtümern aufgestellt.

Beim Bau vieler Dorfkirchen im Mittelalter wurden die Ruinen der römischen Gebäude, die damals noch zahlreich oberirdisch zu sehen waren, als Steinbruch benutzt. Häufig verwendete man heidnische Kultsteine bewusst für die Fundamente oder als Altarsteine, um so buchstäblich auf die Relikte des überwundenen Heidentums zu gründen. Durch die Wiederverwendung  sollte deutlich werden, dass man das kultische Erbe in neuer Weise fortführt.

In Bliesen ist dies gleich zweimal geschehen. Denn außer dem jetzt entdeckten Herkulesrelief wurde beim Bau des Turms auch der Kopf eines überlebensgroßen römischen Standbildes zweitverwendet. Er war bis vor wenigen Jahren in der Fassade des Turms eingemauert und wurde inzwischen zum Schutz im Innern der Kirche aufgestellt.

Das Herkules-Relief bleibt aber erst einmal an Ort und Stelle. „Wir können schließlich nicht den ganzen Kirchturm abreißen“, sind sich Paul Allerchen vom Verwaltungsrat der Kirchengemeinde sowie Josef Schuh und Bernhard Saar vom „Verein zur Förderung und Erhaltung des Bliestaldomes St. Remigius“ einig.

„Römerkopf“ im Kircheninneren aufgestellt

Auf einer Stele neben dem Haupteingang steht im Inneren der Pfarrkirche St. Remigius in Bliesen der so genannte „Römerkopf“. Besichtigen kann man ihn an den Sonn- und Feiertagen von 10.00 bis 18.00 Uhr. Interessierte können sich auch an das Pfarrbüro unter Tel. (06854) 8530 wenden.

Bei der Renovierung des Glockenturms im Jahre 2007 rückte der Römerkopf, der um 1915 dort eingemauert wurde, wieder in das Blickfeld. Dr. Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt ließ ihn ausbauen und reinigen, damit er begutachtet werden konnte. Eine Steinprobe ergab, dass der Sandstein, aus dem er gearbeitet ist, aus dem Raum Bliesen stammt.

Dr. Schreiber und der Historiker Johannes Naumann waren sich darin einig, dass es sich bei dem Römerkopf um ein sehr seltenes Exemplar in unserer Region handelt. Dafür spräche seine Größe, die Teil einer so mächtigen Skulptur sein könnte, dass man sie eher in einem der großen römischen Zentren vermuten könnte als in Bliesen. Auch die ausgebohrten Pupillen stellen eine Besonderheit dar und könnten ursprünglich Edelsteine gefasst haben. Die Fachleute datieren den Kopf in das 3. bis 4. Jahrhundert nach Christus.

Bei der Darstellung könnte es sich um die römische Gottheit Sol Invictus (Sonnengott) oder den römischen Kaiser Gallienus (218-268) handeln.

Obwohl die Herkunft bisher unbekannt war, lagen die Bliesener Bürger mit der Bezeichnung „Römerkopf“ also gar nicht so falsch. Vieles liegt jedoch noch im Dunkeln, so z.B. die genaue Darstellung, der Standort, die ursprüngliche Bedeutung und der Auftraggeber. Die Fachleute hoffen, dass nun, nachdem der Römerkopf Bedeutung bekommen hat, sich weitere Details zur Aufklärung finden. Soviel weiß man bis jetzt: Er muss hier von einem Handwerker geschaffen worden sein. Wegen seiner Größe ist er vermutlich auch hier geblieben.

Der erste Bliesener Kirchturm wurde bereits im 12. oder 13. Jahrhundert gebaut, und davor – so kann man vermuten – gab es bereits Bauwerke (Wehrturm). Erwähnt wird der Römerkopf im 19. Jahrhundert, als man dem Landeskonservator in Trier den „Kopf eines Riesen“ meldete, der sich in der Kirche befand. Nach dem Neubau der Kirche 1905, so kann man vermuten, wollte man dem „Heiden“ einen ihm angemessenen Platz schaffen. So wurde er nicht im Inneren der Kirche, sondern an der Nordseite des Glockenturmes eingemauert. Dort wäre er vermutlich bis zur Unkenntnis verwittert, wenn man ihn nicht „gerettet“ und ihm aus Respekt vor seinem Alter einen angemessenen Platz in der Kirche zugedacht hätte.